ahu im Dialog –
Vom Zueinanderfinden
Axel Meßling: geboren 1970, Studium der Geologie in Clausthal und in Aachen, Abschluss 1997, seit 1999 Mitarbeiter der ahu GmbH, ab 2016 Vorstand der ahu AG bzw. Geschäftsführer der ahu GmbH
Frank Müller: geboren 1969, Studium der Geologie in Aachen, Abschluss 1996, seit 1997 Mitarbeiter der ahu GmbH, 2016 - 2018 Vorstand der ahu AG, ab 2016 Vorstand der ahu AG bzw. Geschäftsführer der ahu GmbH
Gerechte Verteilung braucht nicht nur Ingenieurskunst, sondern auch den Dialog
Die ahu ist ja der neueste Zugang in der Neuguss-Familie. Wie fand der Anschluss statt, und sind Sie gut bei der Neuguss angekommen?
Frank Müller: Ich bin tatsächlich seit über 20 Jahren bei der ahu, und der Übergangsprozess zur Neuguss zog sich über eineinhalb, zwei Jahre. Der ahu-Gründer ist damals in den Ruhestand gegangen, und deshalb stand natürlich die Frage im Raum, wie es mit dem Unternehmen weiterginge und auf welchem Weg sich die Arbeitsplätze für alle Mitarbeitenden gut erhalten lassen könnten. Durch einen persönlichen Kontakt zur Neuguss kam es zu ersten Gesprächen und Begegnungen. Aber ehrlicherweise gab es hier zunächst große Vorbehalte, weil die ahu gefühlt mit der Neuguss so gar nichts gemeinsam zu haben schien. Schließlich ist sie aus metallverarbeitenden Betrieben entstanden, und wir kommen ja aus einem ganz anderen Segment.
Axel Meßling: Die Neuguss steht ja unter anderem vor allem für die Lösung von Übergabefragen. Losgelöst von der eigentlichen Branche gibt es also in diesem Punkt eine große Kompetenz. Tatsächlich gab es innerhalb der Neuguss wirklich lange Abstimmungen, und die Übernahme wurde erst nach einem längeren Findungsprozess auf beiden Seiten realisiert. Wir befinden wir uns sozusagen auch in einer Art experimentellem, aber wertschätzenden Zustand aufeinander zu. Zum damaligen Zeitpunkt gab es hier wirklich viele Ängste und Befindlichkeiten. So tauchten z. B. Fragen auf, ob wir jetzt alle Anthroposophen werden müssten. Aber wir verstehen uns durchaus auch als Chance für die Neuguss und beschäftigen uns natürlich mit der Frage, was wir in diesem vermeintlich neuen Zusammenhang beitragen können.
Was genau macht denn die ahu und was zeichnet sie aus?
Frank Müller: Die ahu beschäftigt sich mit dem Schutz von Wasser und Boden und betreut wirklich vielfältige Projekte, die sich insbesondere der Wasserversorgung der Zukunft widmen. Der Klimawandel macht diese Themen nochmal drängender. Es geht um die Frage, wieviel von der Ressource Wasser überhaupt da ist und wie es zu einer gerechten Verteilung kommen kann. Unsere Aufgabe besteht unter anderem darin, Strukturen aufzubauen und Daten zusammenzutragen sowie die Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Einmal ist es die Landwirtschaft als einer der größten Wasserverbraucher, sowie die Wasserversorger. Wir haben hier vor allem eine vermittelnde Funktion. Das zeichnet uns aus. Und vielleicht ist das auch eine Parallele zur Neuguss.
Axel Meßling: Die Projektbegleitung ist oft eine jahrelange Aufgabe, und wir sind hier neben unserer eigentlichen Fachkompetenz als Geologen auch in Sachen Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Wir müssen verständlich machen, was kompliziert ist und darüber reden, was jeder beitragen kann und welche gesellschaftliche Relevanz das Thema hat.
Wie wirken die Neuguss und ihre Werte in der ahu?
Axel Meßling: Als wir einander kennengelernt haben, hatten wir tatsächlich noch gar keine Idee. Als Ingenieure sind wir alle natürlich grundsätzlich gefragt, das Thema Nachhaltigkeit durch all unsere Arbeitsprozesse durch zu konjugieren. Das Verständnis, wofür die Neuguss steht, kam so richtig in Fahrt, als zwei Mitarbeiterinnen der ahu an einer Kenia-Reise auf Einladung der GLS Treuhand teilgenommen und diese Erlebnisse auch ins Unternehmen getragen haben.
Frank Müller: Es war so etwas wie die Erkenntnis, wofür wir arbeiten. Und was mit dem Gewinn passiert. Dass die Erlöse in ganz konkrete Projekte fließen und somit eine Verbindung von Gemeinwohl und Sinnhaftigkeit geschaffen wurde, war im Annäherungsprozess ein ganz wesentlicher Schritt. Dass wir parallel auch wirtschaftlich deutlich erfolgreicher wurden, war eine enorme Motivation für die Mitarbeitenden.
Die ersten Berührungsängste mit der Neuguss und dem Thema Anthroposophie, das anfänglich wirklich schwierig war, haben sich inzwischen aufgelöst bzw. sind im fortwährenden Dialog gut handhabbar. Wie die Neuguss auf den Menschen schaut, hat sich spätestens im Austausch mit Peter Piechotta und Nikolai Fuchs geklärt. Die mussten keinen von uns mehr überzeugen. Dieses „anders wirtschaften“ ist ja für unglaublich viele interessant und anknüpfbar. Sowohl für Mitarbeitende, als auch für Kunden.
Axel Meßling: Die Neuguss ist durchaus als Ermöglicher zu sehen, denn wohl in keiner anderen Konstellation wäre denkbar gewesen, dass wir den Betrieb in dieser Form fortführen können. Getragen von flachen Strukturen, von Transparenz und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Diese Prinzipien sind nämlich in der Branche alles andere als üblich.
Welche Zukunftsaufgaben sehen Sie für die Neuguss?
Frank Müller: Das Neuguss-Jubiläum wird ja unter dem Motto „in Beziehung sein“ begangen, und ich würde mir vor allem wünschen, dass wir diese Beziehungen nicht nur in der eigenen Blase, sondern auch noch viel stärker mit der Außenwelt pflegen. Und nach vorne gedacht auch noch mehr Betriebe wie die ahu in die Neuguss-Gruppe aufnehmen. Also dass wir uns von der Herstellung und (Metall-)Verarbeitung her noch mehr in Richtung Dienstleistung bewegen. Vielleicht mit dem Schwerpunkt Wasser und Umwelt.